Schweizer Teil der Provinzkustodie Österreich-Schweiz
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Sein Leben (Detail)

Franz von Assisi
(1181-1226)

Franz von Assisi wurde 1181 oder 1182 in Assisi geboren. Er entstammt einer wohlhabenden Familie, da sein Vater Pietro Bernardone Tuchhändler war. Seine Mutter, die den Beinamen „Donna Pica“ hat, sorgte sich um ihre Söhne und war für Franziskus ein wichtiger Halt in seinem Leben.
Eigentlich auf den Namen Giovanni (deutsch: Johannes) getauft, gab ihm sein Vater – der sich zum Zeitpunkt der Geburt auf einer Handelsreise in Frankreich befunden hatte – nach seiner Rückkehr den Rufnamen Francesco (Franzose).
In der Pfarre San Giorgio erhielt Franz seine Ausbildung: Gemeinsam mit Söhnen andere wohlhabender Familien, erlernt er das Lesen, Schreiben und Rechnen, sicherlich aber auch einige Grundkenntnisse in Latein. Sein Vater sorgte dafür, dass er möglichst bald mit den Usancen eines Kaufmannes vertraut wurde. Wir können davon ausgehen, dass Franz seinen Vater auf so mancher Reise begleitet hat.
Franz galt als sehr lebenslustig und spendabel, wie es auch seine Biographen bestätigen. Er organisierte Feste und erwarb dadurch großes Ansehen und Beliebtheit, was seinem Vater Freude bereitete!
Getrieben vom Streben nach Ruhm und dem Wunsch Ritter zu werden, gab es ein für sein späteres Leben entscheidendes Moment: Im November 1202 zog er mit Assisi in einen Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia, wobei Assisi unterlag (Gefecht bei Collestrada). Doch statt des erwünschten Erfolges, musste der junge Mann aus Assisi die bittere Erfahrung der Gefangenschaft, der Demütigung des Kerkers und der Krankheit machen. Nach fast über einem Jahr kommt er erst wieder frei. Sein Jugendtraum,Ritter zu werden, und sein unbekümmertes Leben waren durch das Erleben des Krieges in Frage gestellt worden. Als er freikam, war er krank und innerlich zutiefst erschüttert.
Als Walter III von Brienne, ein Lehnsmann des Papstes, 1204 oder 1205 einen Kriegszug nach Apulien in Süditalien vorbereitete, um dort für den Papst die Herrschaft gegen die Staufer wiederzugewinnen, machte Franziskus sich mit Pferd und Rüstung auf den Weg nach Apulien, um sich dem papsttreuen Ritter anzuschließen, kehrte aber um, als er noch auf dem Weg dorthin war. Seinen Biographen zufolge, war Franziskus von Gott im Traum aufgerufen worden, sich statt in den Dienst eines weltlichen Ritters in den Dienst Gottes zu stellen – lesen wir darüber in Thomas von Celano:

„Wer kann dir Besseres geben? Der Herr oder der Knecht“
Franz antwortet: „Der Herr!“
Darauf die Stimme: „Warum dienst du dem Knecht statt dem Herrn?“
Franz: „Was willst du Herr, das ich tun soll?“
Der Herr: „Kehre zurück in deine Heimat, denn ich will dein Gesicht in geistlicher Weise erfüllen.“

Ein weitere zunächst einmal bittere Erfahrung für den Lebenskünstler Franziskus: Der einst bejubelte „König der Fest“, wird belacht, verspottet, ja sogar beschimpft. Franz zieht die Konsequenzen und zog sich in der folgenden Zeit zunehmend aus seinem Freundeskreis zurück und suchte die Einsamkeit. 1205 oder 1206 unternahm er eine Wallfahrt nach Rom, auf der er der Legende nach mit einem Bettler die Kleidung tauschte, um das Leben in vollkommener Armut „auszuprobieren“. Sein Verhalten brachte ihn in Konflikt mit seinem Vater, der mit seinem ältesten Sohn große Pläne hatte und es nicht duldete, dass er Waren aus dem Laden als Almosen gab.
Im Nachhinein verstand Franziskus, dass Gott ihn zu rufen begann – in die gähnende Leere zerplatzter Träume, nimmt Gottes Liebe Platz ein und beginnt seinen Traum mit Franziskus zu verwirklichen: Ein Traum, der bis heute weilt!

Beim Gebet in San Damiano, etwa im Jahr 1205, fühlte sich Franz von der dortigen Kreuzikone her persönlich angesprochen. Die Legende berichtet, Christi Stimme

habe zu ihm gesprochen:

 „Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.“ (nach II Cel 10).

Wortlich diesem Auftrag folgend, beginnt der sich in Umbruch befindliche Franzikus die kleine romanische Kirche eigenhändig wiederherzustellen; später folgen die Kirchen San Pietro della Spina (eine heute nicht mehr vorhandene Kirche), sowie die etwa drei Kilometer von Assisi entfernte Kapelle Santa Maria degli Angeli, die unter dem Namen Portiuncula bekannt ist.

Es kam, wie es kommen musste: Der Streit mit dem Vater war vorprogrammiert, doch Franziskus lies sich nicht beirren. Franziskus verzichtete auf sein Erbe und sagte sich von seinem Vater mit den Worten los:

„Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde; von nun an will ich sagen: »Vater, der du bist im Himmel«.“
Innerlich befreit, geht Franziskus seiner Berufung nach und lebt nach dem Evangelium. Er ging um Essen bettelnd von Haus zu Haus. Wie er selbst sagt, wurde sein Leben völlig auf den Kopf gestellt: Was ihn vorher als Bitter erschien, wurde ihm zu Freude – wie die Pflege der Aussätzigen, der es sich hingab.

 

All das blieb nicht ohne Folgen. Waren die Leute am Anfang gereizt, verwirrt, bis hin zur Bereitschaft den eigenen Mitbürger zu Verspotten, begannen sie einige von ihnen zu besinnen. Das Leben des Franziskus ließ sie nicht ungerührt, es sprach sie an. Nach und nach schlossen sich Männer und Frauen an, um auch das Leben des „Poverello“ (wegen seiner Art die Armut mit Freude zu leben). Im Evangelium fanden sie ihre Lebensregel, in der Gemeinschaft und im Gebet die nötige Kraft und Ausdauer, vor allem aber die Freude am neuen Leben!
Franziskus hatte nach eigenen Angaben nicht vor, einen Orden zu gründen. Er schreibt in seinem Testament:
„Und nachdem mir der Herr Brüder gegeben hat, zeigte mir niemand, was ich zu tun hätte, sondern der Höchste selbst hat mir geoffenbart, dass ich nach der Vorschrift des heiligen Evangeliums leben sollte“. (Testament 14,8).

Lebten die Brüder anfangs zunächst in einer Hütte in Rivotorto, dem ersten Ort der

Rivotorto

franziskanischen Gemeinschaft!), übergab der Abt der Benerdiktinerabtei am Monte Subasio den Brüdern 1208 das Kirchlein Portiuncula. Doch bald wurde es notwendig, sich eine konkrete Regel zu geben.
1209 ging Franz mit seinen ersten zwölf Gefährten – die Zahl hat er selbst oder sein Biograph wohl bewusst gewählt, um auf die zwölf Apostel anzuspielen – nach Rom, um von Papst Innozenz III. die Bestätigung der Lebensweise ihrer kleinen Gemeinschaft zu erbitten. Nach einigem Überlegen, gab der Papst der kleinen Gemeinschaft um Franz zumindest die mündliche und vermutlich probeweise erteilte Erlaubnis, nach ihrer Regel in Armut zu leben und Buße zu predigen. Hierzu trug bei, dass Franz Fürsprecher an der Kurie, also in den päpstlichen Behörden fand, besondersKardinal Ugolino von Ostia.
Mit große Freude ob der Regelbestätigung, begann die Brüder mit Einfachheit, Behutsamkeit, vor allem mit Überzeugung die Frohe Botschaft zu bekennen. Assisi wurde zum Zentrum ihres Wirkens, von wo aus sie in alle Richtungen gingen, um zu predigen und die Leute mit dem urfranziskanischen Wunsch von „Pax et Bonum“ (Friede und Wohlergehen) zur Umkehr und zum Vertrauen in Gott ermunterten.

Weitere wichtige Momente

Mit der Abgabe der Ordensleitung zog sich Franziskus nach Lage der Quellen innerlich aus der

Gemeinschaft zurück, worunter er sehr litt. Er verfasste schließlich auf Anweisung der römischen Kurie 1223 in der Einsiedelei Fonte Colombo widerwillig eine dritte, die letzte Version der franziskanischen Ordensregel. Diese Regel wurde auf dem Pfingstkapitel – so hieß die Ordensversammlung – im Juni 1223 diskutiert, und Papst Honorius III. genehmigte mit der Bulle “Solet annuere” die bullierte Regel am 29. November desselben Jahres. Aus diesem Grund feiert unser Orden das “Fest aller franziskanischen Heiligen” am 29. November und die Brüder erneuern das Versprechen ihrer Gelübde.
Als sich Franziskus im Spätsommer des Jahres 1224 auf den Berg La Verna zurückzog, wo er seit 1212 eine kleine Felsnische als Einsiedelei benutzte, wurden bei ihm nach Aussage der Biographen Wundmale sichtbar, die die ältesten Quellen als Einprägung der Wundmale Christi deuten. Dies gilt als der erste überlieferte Fall einer Stimgatisation. Als Tag dieses Ereignisses wird in den Biographien der 17. September 1224 angegeben, drei Tage nach dem Fest der Kreuzerhöhung.

Tod und unmittelbare Nachwirkung

Seit seinem Orientaufenthalt war Franziskus durch eine Augenkrankheit nach und nach erblindet, außerdem – vermutlich durch sein übertriebenes Fasten – stark geschwächt. Im Herbst 1226 lud der Bischof von Assisi ihn in seinen Palast ein. Zwei Tage vor seinem Tod ließ Franziskus sich jedoch zur Portiuncula-Kirche tragen. Seine Beweggründe werden von Celano so interpretiert, dass er an seinem bevorzugten Ort sterben wollte, wo die Bewegung der Brüder ihren Anfang genommen hatte. Wahrscheinlich wünschte er auch, dort begraben zu werden. Celano überliefert, die Bürger von Assisi hätten seinen Leichnam jedoch unmittelbar nach seinem Tod nach Assisi hineintragen lassen, da sie befürchteten, dass sich die Bürger des benachbarten und verfeindeten Perugia eines Leichnams bemächtigen würden. Weil Franziskus schon zu Lebzeiten als Heiliger galt, erwartete der Magistrat der Stadt Assisi aus seiner öffentlichen Verehrung auch politischen Nutzen.

Franziskus, so berichten uns die Biographen, wollte nackt auf die Erde gelegt zu werden, um seine Treue zur „Herrin Armut“ zu verdeutlichen. Dann habe er sich das Evangelium von Jesu Leiden und Sterben vorlesen lassen. Bei seinem Tod schließlich sollen der Legende nach Lerchen zu einer für sie ungewöhnlichen Tageszeit aufgeflogen sein.
Weil Franz am Vorabend des 4. Oktober starb und dieser nach damaliger Zeitrechnung nicht mehr zum 3. Oktober zählte, wird sein Fest von der katholischen Kirche am 4. Oktober gefeiert.
Schon 1228 – am 16. Juli – wurde er von Papst Gregor IX. heiliggesprochen, und seit 1230 liegen seine Gebeine in der Unterkirche der Basilika San Francesco in Assisi.